Kurt Cobain: Der Nirvana-Sänger nahm sich vor 25 Jahren das Leben (2024)

Er prägte nicht nur den Grunge der neunziger Jahre. Er wurde auch zum Posterboy der Generation X. Vor fünfundzwanzig Jahren aber nahm sich Kurt Cobain das Leben. Unsterblich blieb er aber im Mythen-Klub des Rock'n'Rolls.

Ueli Bernays

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Kurt Cobain: Der Nirvana-Sänger nahm sich vor 25 Jahren das Leben (1)

Am 5.April 1994 nahm Kurt Donald Cobain die Flinte in die Hand und schoss sich eine Kugel in den Kopf. 27-jährig bereitete der Sänger von Nirvana seinem Leben ein Ende. Es hatte ihn lange strapaziert durch jähe Ausschläge nach oben, in die Stratosphäre des Erfolgs – und nach unten, in den Keller von Depression und Sucht. Tatsächlich machte der tragische Tod den Musiker endgültig zur Ikone seiner Generation und zum mythischen Posterboy der Pop-Kultur – obwohl er sich zu Lebzeiten dagegen stets gesträubt hatte.

«It’s better to burn out than to fade away» – es ist besser, auszubrennen, als zu verblassen – schrieb Cobain in seinem Abschiedsbrief. Es handelte sich um eine Zeile aus Neil Youngs Song «Hey Hey, My My». Der kanadische Singer/Songwriter zeigte sich schockiert, er fühle sich missverstanden. Allerdings passt das Zitat als Nachsatz fugenlos in jenes popkulturelle Credo, das mit Sex, Drugs und Rock’n’Roll stets Intensität einfordert und Adrenalin verherrlicht.

Am 8.April 1994 wurde der Nirvana-Frontmann Kurt Cobain im Alter von 27 Jahren in Seattle tot aufgefunden. Da war er bereits seit drei Tagen tot. Sein tragischer Selbstmord machte den 27-Jährigen zu einer Legende. Das Foto zeigt ihn 1992 während eines Konzerts in Paris. (Bild: Imago)

Passiv-aggressiv

«Here we are, now entertain us», hatte Kurt Cobain in «Smells Like Teen Spirit» gesungen, dem grössten Nirvana-Hit. Hier vertrat er mit der kratzenden Klage eines sedierten Löwen die Generation X, die sich passiv-aggressiv verhielt im lähmenden Überfluss der sogenannten Konsumgesellschaft. Der verbreiteten Frustration vieler Slacker, alles zu wollen, einiges zu wissen, aber wenig zu können (weil die massgebenden gesellschaftlichen Positionen bereits besetzt schienen), gab Cobain so eine expressive Stimme und ein sympathisches Gesicht.

«Here we are, now entertain us». Die Zeile drückt freilich auch die Erwartung des Publiku*ms aus. Erfolg hat seinen Preis. Und als Stars huldigen wir Menschen, die für uns durchs Feuer gehen, die uns Normalos bei Laune halten durch eine Existenz in Lust und Leidenschaft. Kurt Cobains Passion nahm ihren Anfang in Aberdeen, Washington, einem 16000-Seelen-Kaff, in dem er als Sohn eines Automechanikers und einer Kellnerin aufwuchs. Im Alter von acht Jahren traumatisierte ihn die Scheidung der Eltern. Wohnte er zunächst in Vaters Wohnwagen, zog er mit elf zur Mutter, um sich dann mit ihrem neuen Partner zu überwerfen.

Auch in der Schule fand der verhärmte Junge kaum Anschluss. Er wurde zum Outlaw, der sich mit Amok-Phantasien herumplagte. Und er rieb sich auf an all den Hinterwäldlern, die in Aberdeen den Ungeist von Chauvinismus, Sexismus und hom*ophobie verbreiteten (die man heute wohl mit Trumps Anhängerschaft in Verbindung bringen würde). Noch Jahre später, bereits war er das neue Idol am Himmel des Rock’n’Rolls, bat er jene Fans von seinen Konzerten fernzubleiben, die irgendwelche rassistischen oder sexistischen Ideen hegten.

Rock und Pop bewähren sich oft als ein Spielfeld, auf dem man verschiedene Rollen ausprobieren kann. Für Kurt Cobain hingegen war Musik vor allem ein Medium der Verweigerung. Mit vierzehn Jahren hatte er eine Gitarre geschenkt bekommen. Bald spielte er in Bands, um mit Musikern der Hardcore-Band The Melvins dann erste Demo-Tapes aufzunehmen.

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Harsche Sounds, sanfte Melodien

Mit dem Bassisten Krist Novoselic formierte er schliesslich Nirvana. Schon durch das erste Album «Bleach», 1989 beim Seattler Label Sub Pop erschienen, wurde die Major-Industrie auf die junge Band aufmerksam. Die folgenden zwei Alben erschienen bereits beim Major-Label Geffen: «Nevermind» (1991) und «In Untero» (1993).

Inspiriert von Punk und Indie-Rock, wollte Kurt Cobain mit Grunge eigentlich seiner Verzweiflung und seiner Aggression Ausdruck geben. Dabei bediente sich die Band, deren Line-up unterdessen der Drummer Dave Grohl vervollständigte, bei den harschen Sounds krachender Gitarren. Auf eine konservative, ja puristische Weise sperrte sich Nirvanas Grunge gegen die Synthi-Ästhetik der achtziger Jahre ebenso wie gegen den Bombast von Bands wie Guns n’ Roses. Die griffigen, ja sanften Melodien hingegen sorgten nicht nur für versöhnliche Töne, sie liessen auch das breite Publikum hellhörig werden.

Kann man es dem Mainstream aber verargen, dass er Alben wie «Nevermind» oder «MTW Unplugged» als Meilensteine der Rock-Kultur anerkennt, dass er den singenden Loser als Winner feiert? Kurt Cobain aber kam mit seinem Schicksal nicht zurecht, zwischen künstlerischen Ansprüchen und aufgeblasenem Starkult verlor sich sein Lebenswille. Am 8.April, drei Tage nach dem Suizid, fand ein Elektriker Kurt Cobains Leichnam in seinem Haus in Seattles Nobelvorort Madrona.

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